Montag, 25. Februar 2008

Wahllose Eindruecke

An dieser Stelle moechte ich mal wieder einige Eindruecke loswerden, die ich in den letzten paar Tagen und Wochen gemacht habe und die fuer den ein oder anderen vielleicht von Interesse sind.
Zwei Erlebnisse habe ich gleich kurz hintereinander gehabt und zwar als Albita und ich am Donnerstag ihren Sohn aus der Schule abgeholt haben. Diesmal waren wir viel zeitiger da als sonst, da wir die Grossmutter von Albitas Schuelerin fuer 11:30 bestellt hatten, damit sie puenklich um 12:00 da ist. :-) Wir hatten also genuegend Zeit um noch etliche Sachen in der Stadt zu erledigen. Unter anderem haben wir uns auf die Suche nach zwei Filmen fuer einen Videoabend gemacht. Laeden mit gebrannten DVDs gibt es hier wie Sand am Meer. Da die DVDs dort nur um die 1,50 kosten, lohnt es sich natuerlich nicht Originale auszuleihen, sondern man geht eben dort einkaufen (mit "man" meine ich selbstverstaendlich die breite Masse der Leute und nicht speziell mich). Nicht ganz legal – aber das scheint hier niemanden zu interessieren. Das Interessante an der Geschichte war aber, dass ich an einem dieser Staende gesehen habe, wie sich ein Polizist in aller Seelenruhe mit einem der Ladenbesitzer unterhalten hat. :-D Bei uns waere der Laden sofort hochgenommen und mit saemtlichen gebrannten DVDs beschlagnahmt wurden. Aber andere Laender, andere Sitten.
Die andere Erfahrung folgte praktisch fast auf Fuss. Wir haben Kevin ausserordentlich puenktlich von der Schule abgeholt. Mussten uns dabei erst mal Richtung Tuer durchkaempfen – und das nicht nur an anderen Schuelern und Eltern vorbei, sondern auch an Verkaeufern. Vor den Schulen, und damit strategisch ueberaus guenstig geparkt, stehen naemlich wahnsinnig viele Verkaeufer mit ihren kleinen Staenden. Die verkaufen so gut wie alles was das liebe Schuelerherz begehrt – also hauptsaechlich Suessigkeiten. :-) Ich muss sagen, dass ich als Schuelerin (und sogar jetzt noch) ueberaus anfaellig fuer diese Verkaufsstaende gewesen waere. Wann kann man sonst schon mal Zuckerwatte oder karamelisierte Sachen kaufen ausser auf der Kirmis? Habe auch aufgrund dieser Staende leider Gottes genuegend leckere Suessigkeiten entdeckt (zum Beispiel caca de perros – schmeckt sehr lecker, auch wenn es nicht so klingt), so dass ich entgegen meinen Erwartungen und Hoffnungen eher zu- als abgenommen habe – verflucht seien die Suessigkeiten (Leidiges Frauenthema. Kleiner Hinweis an die Maennerwelt: Ich moechte an dieser Stelle keine problemloesungsorientierten Vorschlaege wie „Dann iss das Zeug doch einfach nicht“ oder dergleichen hoeren!).
Ebenfalls am Donnerstag, allerdings vormittags, hatte ich eine nicht sehr angenehme Erfahrung mit zwei streunenden Koetern (ich moechte mich gleich jetzt bei allen Hundeliebhabern fuer die abwertende Bezeichnung dieser Tierart entschuldigen). Hatten am Donnerstag nur bis ca. 10 Uhr Unterricht, da die Lehrerinnen daraufhin an einer Schule eine Versammlung hatten, zu der ich aber nicht mit musste. Bin daraufhin ins Internetcafe gegangen. Auf dem Rueckweg zur Schule bin ich dann besagten zwei Koetern begegnet. Der eine, ein haesslicher Boxer, kam gleich zaehnefletschend auf mich zu. Und seitdem ich einmal fast von einem Hund attackiert wurde (bin der Attacke nur durch einen verzweifelten und bemitleidenswerten, weil mehr gewollten als gekonnten, Sprung auf eine kleine Mauer entkommen), habe ich ziemlichen Respekt vor diesen Tieren. Hab wirklich Schiss gehabt, dass die mich beissen und ich mich trotz Impfung mit Tollwut infiziere (darueber hinaus waeren zwei gegen einen ein unschoener Kampf geworden). Gott sei Dank haben sich die beiden dann allerdings in eine Seitenstrasse verzogen. Andere Leute waren naemlich nicht so zimperlich wie ich und haben Anstalten gemacht mit Steinen nach den Hunden zu werfen, damit sie sich verziehen – das hat Wirkung gezeigt. :-) Eine kleine sprachliche Verirrung meinerseits muss ich an dieser Stelle noch loswerden, wenn ich schon mal beim Thema bin. Kurz nach meinem Einzug haben Albita und ihr Sohn Luis mir erzaehlt, was es alles in der Gegend zu sehen gibt. Sie haben mir dann von einem „pastor alemán“ erzaehlt, der in der Gegend wohnt. Da kein Bezug zu Hunden bestand, bin ich natuerlich davon ausgegangen, dass es sich dabei um einen deutschen Pastor handelt, der in der Gegend lebt und in der Gemeide arbeitet. Mein Fehler wurde mir allerdings dann bewusst als der Pastor in der Erzaehlung immer merkwuerdigeres Verhalten an den Tag legte und anfing im Garten rumzuspringen und zu bellen. ;-) Mittlerweile weiss ich, dass es sich bei besagtem „pastor“ um einen Schaeferhund handelt, der jedes Mal einen furchtbaren Laerm verursacht, sobald man sich dem Zaun zu sehr naehert (also auf der Strasse vorbeilaeuft). Hab schon mehrere Male fast einen Herzkasper wegen diesem Vieh bekommen. Sowas angriffslustiges habe ich noch nie gesehen – koennte schwoeren, dass der blutunterlaufene Augen hat, wie der Hund in Cuyo (Stephen King – fuer all jene, die nicht ganz so der Trivialliteratur verfallen sind wie ich). :-D
Und die letzte Beobachtung die ich an dieser Stelle noch loswerden moechte, ist der Einbrecherschutz an den Haeusern bzw. genauergesagt drumherum. Die meisten Haeuser besitzen hier naemlich nicht nur hohe Mauern und Hunde um potentielle Einbrecher abzuschrecken, sondern zusaetlich Glasscherben in den Mauern. Diese werden beim Mauerbau oben in die Mauer mit eingebaut, so dass es unmoeglich ist ueber diese Mauer zu klettern ohne sich ernsthaft an den Glasscherben zu verletzen. Die Scherben bestehen je nach Einkommen der Familie entweder aus farbigen Glasresten von diversen Flaschen (bei einkommensschwaecheren Familien) oder, bei etwas wohlhabenderen Familien, aus Resten von Fensterglas (und damit einfarbig).
Abschliessend moechte ich noch gerne die vielen Fragen nach dem Wetter beantworten. Momentan regnet es hier fast jeden Tag, was meinen Versuchen die Waesche zu trocknen nicht wirklich entgegen kommt. Die Temperaturen liegen hier meist um die 15 Grad. Regenschirm ist bei dem Wetter also unabdingbar. Die Investition in eine Regenjacke hat sich daher also wahrlich gelohnt. Und ich kann mit Stolz behaupten, dass ich „schon“ (nach knapp anderthalb Monaten) herausbekommen habe, dass die Kapuze groessenverstellbar ist! Eine wahre Meisterleistung, die mir jetzt immer freie Sicht bei Regenwetter beschert. :-D Von daher koennt ihr mich vermutlich genauso kaesig wie meiner meiner Abreise wieder in Empfang nehmen und braucht mich um das Wetter wahrlich nicht beneiden.

Und damit wuensche ich euch alles Liebe. Bis zum naechsten Eintrag,

eure Kathrin




Dienstag, 19. Februar 2008

Machachi

Dieses Wochenende war ich mit Albita in ihrem Heimatort. Wir konnten allerdings erst am Samstagnachmittag losfahren, da wir vormittags noch eine Minga in der Schule hatten. Bei der Minga, welche obligatorisch fuer die Eltern der Schueler ist, wurde am Schulhof der Schule weiter gearbeitet. Die ersten Eltern waren um 3 Uhr nachts (!!!) in der Schule um mit der Arbeit anfangen zu koennen (50 kg Saecke schleppen, Beton anmischen, betonieren und was weiss ich. Das nenne ich mal Einsatz!).
Beginn war offiziell fuer 7:30 Uhr angesetzt. Albita und ich kamen ca. eine halbe Stunde spaeter an und waren damit die ersten des Lehrerkollegiums – nicht einmal die Direktorin hatte sich blicken lassen. Die kam erst gegen 9 Uhr eingetrudelt und der Rest sogar noch spaeter (10 Uhr bzw. 10:30 Uhr). Albita und ich haben dann bis ca. 12 Uhr mitgeholfen und sind dann mit dem Bus nach Sangolquí zurueck, wo wir schnell Sachen gepackt haben und anschliessend nach Machachi gefahren sind. Dort angekommen habe ich dann ihre Familie kennengelernt (gross ist gar kein Ausdruck) und bin mit ihr und Kevin gegen spaeten Nachmittag etwas durch den Ort gebummelt. Daraufhin sind wir zu einer ihrer Cousinen gegangen, die in einem superschoen eingerichteten Haus wohnt (dunkle, geschmackvolle Holzmoebel vor gelb-orangfarbenen Waenden in Wischtechnik – kleiner Einschub fuer die weiblichen Leserinnen). Das Beste daran war, dass diese Cousine neben dem Haus noch eine Bar besitzt, die gleich nebenan lag. Dort haben wir dann auch den ganzen restlichen Abend zugebracht – war damit auch das erste Mal seit langem Abends wieder etwas laenger unterwegs. Wurde dort superlecker bekocht, habe lecker Cocktails getrunken, der Musik der Liveband gelauscht und mein Spanisch im Gespraech mit Albitas Verwandten angewendet (leider mehr schlecht als recht). Sind dann schliesslich gegen 1 Uhr Richtung Heimat aufgebrochen, wo ich totmuede ins Bett bin und vom Rest der Welt nichts mehr mitbekommen habe.
Am naechsten Morgen sind wir kurz nach halb Sieben aufgestanden um noch auf den Markt in Machachi gehen zu koennen bevor wir wieder nach Sangolquí zurueckfahren mussten. Auf dem Weg von der zweiten Etage ins Erdgeschoss habe ich auf der Aussentreppe erst mal einen gepflegten Abgang hingelegt und mit meinem Schrei (vor Schreck und vor allem Schmerz) wahrscheinlich das halbe Haus geweckt. War mal ein Wecker der ganz anderen Art! ;-) (Ich sehe jetzt schon einen bestimmten Teil meiner Familie vor mir (will an dieser Stelle keine Namen nennen), der vor lauter Schadenfreude und Lachen schon fast nach der Sauerstoffflasche verlangt). Hab mir aber nicht viel getan, da meine Rueckseite gut gepolstert ist und so nur einen blauen Ellbogen davongetragen habe (falls das jemanden interessiert).
Nach dem Fruehstueck ging es dann auf den Markt in Machachi. Der ist wahrlich gross und es gab dort alles an Obst und Gemuese was das liebe Herz begehrt. Etliche der Fruechte habe ich noch nie in meinem Leben gesehen, so dass wir erst mal fleissig eingekauft haben, damit ich die Fruechte probieren kann. Der Einkauf war uebrigens spottbillig – so guenstig gesund leben, kann man bei uns nicht.
Habe mich am Nachmittag dann mit Anna-Lena in Sangolquí getroffen, wo wir bei Kaffee und Kuchen unsere Reisezeit in Ecuador geplant haben. Wir haben ca. 4 Wochen Zeit um Land und Leute zu erkunden und werden fast alle Bereich ausser die noerdliche Kueste abgrasen. Die ausgekluegelte Reiseroute reiche ich nach sobald sie entgueltig feststeht, damit ihr nachvollziehen koennt, wo ich mich gerade rumtreibe. Eure Geburtstagsgruesse koennt ihr uebrigens nach dieser vorlaeufigen Reiseroute zwar nicht in die Wueste, aber immerhin in den Regenwald schicken. :-D
Hoffe ihr seid alle gesund und munter.
Liebe Gruesse und bis bald,
eure Kathrin






Langeweile, Valentinstag, Schwimmbad

Letzte Woche war nicht wirklich ereignisreich, was sich auch in den kommenden zwei Wochen nicht sonderlich aendern wird (daher gibt es auch wenig Nachschub). Habe naemlich zur Zeit kaum Unterricht, da die Schueler fuer die naechsten zwei Wochen immer eine Stunde lang marschieren ueben. Am 27.02 schwoeren die Siebtklaessler naemlich bei einer feierlichen Veranstaltung auf die ecuadorianische Flagge (soweit ich das richtig verstanden habe). Und da die es hier mit den Pausenzeiten auch nicht so genau nehmen, habe ich zwischen anderthalb bis zwei Stunden lang kaum etwas zu tun.
Gluecklicherweise habe ich aber am Mittwoch eine andere Volontaerin, Christina, kennengelernt und was soll ich sagen: die Welt ist ein Dorf. Sie kommt nicht etwa nur aus Deutschland, nein, sie kommt sogar aus Dresden und ratet mal an welcher Uni sie in Dresden studiert. :-) Von daher ist die unfreiwillige lange Pause gluecklicherweise nicht ganz so langweilig, wie sie sein koennte.
Zu den wenigen Abwechslungen der letzten Tage gehoeren Valentinstag, endliche mal wieder Kino und ein Besuch im Schwimmbad. Valentinstag mag ich nicht besonders, da dieses Ereignis bei uns vollkommen vom Kommerz eingenommen wurde und ich wenig Lust verspuere den Konsumwahn zu unterstuetzen. Hier ist Valentinstag gluecklicherweise (noch) anders und man erkennt den eigentlich Sinn, der dahinter steckt. Zum Einen ist es nicht nur der Tag der Liebe, sondern auch der Tag der Freundschaft, so dass man also auch als nicht-Paerchen nicht der Gelackmeierte ist. In der Schule haben die Schueler der dritten und vierten Klasse Herzen aus Schaumgummipapier (Nennt man das so?) gebastelt, die sie sich am Ende des Tages gegenseitig geschenkt haben. Einige der Schueler haben sich schliesslich in der Freistunde vom Schulgelaende geschlichen und irgendwo in der Gegend Lilien aufgetrieben – zumindest glaube ich, dass es Lilien sind (Sie waren riesig – fast groesser als ich. Falls es Lilien sind, dann habe ich auf jeden Fall noch nie so riesengrosse Exemplare gesehen). Am Ende des Schultages bin ich dann mit zwei Lilien (oder was auch immer eben), drei gebastelten Herzen und etlichen Umarmungen der Kinder nach Hause gegangen. So und nicht anders sollte Valentinstag gefeiert werden, denn da kommt es noch von Herzen und nicht aus Zwang (mein kleiner Denkanstoss des Tages).
Am gleichen Abend bin ich noch mit der halben Familie ins Kino gegangen. Luis und Kevin haben sich vor Ort dann aber leider nicht sehr kooperativ verhalten, so dass Albita dann mit ihren Soehnen in einen und ich (alleine) in einen anderen Film gegangen bin. :-( Und wieder einmal mehr, weiss ich warum ich es hasse alleine ins Kino zu gehen. Waehrend dem Film ist es zwar egal, ob man alleine oder mit mehreren dort ist, aber nach dem Film hat man keinen mit dem man eben diesen bereden kann und eventuelle Unklarheiten klaeren kann. Folglich weiss ich nicht, wie die zu Zombies verkommenen Wesen in „I am legend“ das Haus von Will Smith aufspueren konnten (Film war auf Englisch mit spanischem Untertitel – von daher muesste ich es eigentlich wissen, aber ich hab einen kurzen Moment nicht richtig aufgepasst!). Sollte also jemand die Antwort darauf haben, dann bin ich dankbar fuer Aufklaerung. :-D
Wie schon erwaehnt bot der Besuch eines Schwimmbades mit den Lehrerinnen anlaesslich des Geburtstages von Albita und Marianne (der Direktorin der Schule) eine weitere Ablenkung. Dieser Ausflug fand aber nicht etwa nachmittags nach dem Unterricht statt, sondern vormittags gegen 10 Uhr, so dass die Schueler frueher frei bekommen hatten (Diese Arbeitseinstellung ist ja mal ganz nett, aber in erster Linie verlieren die Kinder wertvolle Unterrichtszeit und daher kann ich sie nicht befuerworten. Als angehende Referendarin legt man nach etwas mehr als laecherlichen 6 Jahren Studium eben doch noch etwas mehr Ehrgeiz an den Tag). Im Schwimmbad gab es dann auch fast eine kleine Auseinandersetzung im Lehrerkollegium (bestehend aus Direktorin + 5 Lehrerinnen + zwei Volontaerinnen – Letztere haben sich allerdings schoen rausgehalten). Nach etwas Rumplanschen im Wasser und etwas Rumhaengen im Whirlpool ging es dann wieder nach Hause. Will meinen armen Koerper ja nicht gleich mit lauter „Sport“ ueberfordern.

Und damit gehen ganz liebe Gruesse in die Heimat. :-)

Mittwoch, 13. Februar 2008

Ausflug nach Quilotoa

Letztes Wochenende bin ich zusammen mit Anna-Lena nach Quilotoa gefahren um mir zum einen die Lagune und zum anderen meine Fast-Volontariatsstelle anzuschauen.
Am Samstagmorgen hiess es daher frueh aufstehen, da wir uns um 7:30 Uhr am Choclo (grosses Denkmal in Sangolquí in der Form eines Maiskolbens) treffen wollten. Von dort aus sind wir dann zum Kolibri gelaufen (ich brauche wohl an dieser Stelle nicht zu erlaeutern, warum das Ding Kolibri heisst), von wo unser Bus nach Latacunga fahren sollte. Nachdem wir dann von einer Einheimischen darauf aufmerksam gemacht wurden, dass unser Bus auf der anderen Strassenseite abfaehrt, haben wir auch ohne Probleme einen Platz in einem Baños Express bekommen (an dieser Stelle wurden bei mir schlimme Erinnerungen an den Busunfall mit 5 Toten wach).
Die anschliessende Fahrt bis Latacunga sollte eigentlich zwei Stunden dauern und weder Anna-Lena noch ich hatten der Umgebung waehrend der Fahrt besonders grosse Aufmerksamkeit geschenkt, sondern uns im Gegenteil die ganze Zeit angeregt unterhalten. Es kam wie es kommen musste, wir sind an Latacunga vorbeigefahren ohne es mitzubekommen und folglich auszusteigen. Dieser Fehler ist uns allerdings erst dann bewusst geworden, als der Busfahrerhelfer (die Person die abkassiert – weiss nicht wie ich die sonst nennen soll) bei uns vorbeikam und noch mal wissen wollte bis wohin wir fahren moechten. Wir blieben natuerlich weiterhin stur bei unserer Aussage, dass wir nach Latacunga moechten, woraufhin er meinte, dass wir da schon laengst vorbeigefahren waeren. Daraufhin sind wir leicht peinlich beruehrt aber lachend ueber unseren Fehler an der naechsten Moeglichkeit ausgestiegen. Wenn uns der Typ nicht noch mal gefragt haette, dann waeren wir hundertprozentig weiter sitzen geblieben und haetten uns nur irgendwann gewundert, dass wir doch eigentlich bald mal ankommen muessten. Wahrscheinlich dachte er, dass wir ihn uebers Ohr hauen wollen, was die Fahrtkosten anbelangt und hat deswegen ueberhaupt noch mal gefragt.
Wir sind daraufhin mit einem anderen Bus nach Latacunga zurueckgefahren und haben den Busfahrerhelfer diesmal gebeten uns Bescheid zu sagen, wenn wir aussteigen muessen, da der Ort ja scheinbar nicht so leicht auszumachen ist (zu unserer Verteidigung muss man sagen, dass es hier praktisch kaum irgendwelche Ortseingangsschilder gibt – die Einheimischen wissen ja wo sie sind). Wir haben dann sage und schreibe 15 bis 20 Minuten gebraucht, um wieder nach Latacunga zurueckzufahren – haben also ganz schoen auf der Hinreise gepennt. In Latacunga angekommen haben wir dann den Busbahnhof gesucht, diesen auch relativ schnell gefunden und von dort gluecklicherweise sofort einen Bus zur Lagune erwischt.
Nach ca. 2 weiteren Stunden waren wir dann schliesslich vor Ort – eigentlich viel zu frueh, wie sich spaeter herausstellen sollte, da es dort nicht viel zu tun gibt. Im Bus selbst hatten wir noch einen Mann (Manuel) kennengelernt, der in Quilotoa selbst ein Hostal betreibt und uns gleich koedern wollte. Da wir uns (bzw. Anna-Lena - sass am Gang) mit ihm etwas unterhalten hatte, verlangte es die Hoefflichkeit zumindest sein Hostal anzuschauen, nachdem wir einmal angekommen waren. Von aussen machte es nicht viel her, aber da befand es sich in guter Gesellschaft. Von innen machte es leider noch weniger her – es war sehr klein, sehr einfach und wie ich fand ziemlich dreckig. Der Gemeinschaftsschlafraum machte auch nicht gerade einen einladenden Eindruck: die Decken sahen alles andere als sauber aus, waren viel zu duenn fuer die Hoehenlage und ausserdem roch es nach verbranntem Holz. Ich waere viel lieber in ein froehlich tuerkisfarbenes Hostal gegangen, dass doch etwas einladender aussah, aber Anna-Lena wollte gerne bei Manuel bleiben, da sie es so urig fand, so dass ich mich schliesslich nach eingehender Inspektion des Bettes dazu breitschlagen liess. Haben dann unsere Ruecksaecke dort gelassen und sind einen kleinen Huegel zur Lagune hochgelaufen. Fuer den Blick der sich uns bot, hatten sich die ca. 4 Stunden Fahrt allerdings gelohnt gehabt (eigentlich Wahnsinn – zu Hause wuerde ich nie im Leben auf die Idee kommen mich fuer nicht einmal zwei komplette Tage mehr als 8 Stunden in einen Bus zu setzen). Die Lagune liegt in einem Krater und das Wasser hatte bei unserer Ankunft eine tolle intensivblaue Faerbung, welche sich allerdings im Laufe des Tages aenderte (von gruen bis leicht gelblich war alles dabei).
Wir wollten dann eigentlich ein bisschen am Kraterrand langlaufen (eine Umrundung dauert 4 bis 5 Stunden – also bei unserer Kondition eher 6 bis 7), da wir uns eine komplette Runde nicht zumuten wollten. Wir sind dann auch munter in Richtung Uhrzeigersinn losgelaufen (soll angeblich leichter sein), aber dann habe ich einen Mann gesehen, der Anstalten machte uns zu folgen (vielleicht wollte er aber auch nur zu seinem Pferd) und da die Region um Quilotoa als nicht ganz ungefaehrlich gilt, dachten wir uns, dass wir das Schicksal ja nicht herausfordern muessen und sind zu Manuel zurueckgegangen, um ihn zu bitten mit uns zusammen ein Stueck zu gehen. Nach ca. zwei Stunden sind wir dann mit ihm gemeinsam wieder Richtung Hostal zurueck und haben uns daraufhin noch etwas den Ort angeschaut, was jedoch sehr schnell ging.
An dieser Stelle muss ich einmal loswerden, wie froh ich bin, dass ich nicht dort mein Volontariat gemacht habe. Der Ort ist winzig und einzig auf den Tourismus ausgelegt. Dort gibt es schaetzungsweise 30 Hauser (selbst das ist wahrscheinlich noch zu hoch geschaetzt) und grenzenlose Freiheit (wenigstens etwas). Supermarkt und Kino gibt es vermutlich erst wieder in Latacunga (also zwei Stunden Busfahrt entfernt). Internet auch nicht und Telefon nur ueber Haendy und da funktioniert auch nur einer von den zwei grossen Anbietern, wie ich feststellen durfte. Ich glaube ich waere dort vor Langeweile und Einsamkeit gestorben. So schoen die Lagune und die Landschaft auch war, dort wohnen haette ich nicht wollen. Mir hat schon der eine Tag gereicht.
Damit aber genug des kurzen Exkurses: In einem der kleinen Laeden hat Anna-Lena dann einen Pulli und eine Tasche erstanden, waehrend ich mich zum Kauf eines sehr schoenen neuen Schals habe hinreissen lassen (sollte uns auf unserer Rueckreise in heftige Kopfrechnerei und beginnende finanzielle Not stuerzen). Gegen vier hatten wir dann so ziemlich alles gesehen was es zu sehen gab und haben dann die Zeit bis zum Abendessen totgeschlagen (Bitterlich frierend, da es dort verdammt kalt war. Winterjacke, Schal und Handschuhe waeren angemessene Bekleidung gewesen – ich hatte leider nur Letzteres mit). Das Abendessen war dann allerdings wirklich sehr lecker und auch ausreichend um satt zu werden. Den Abend haben wir dann gemeinsam mit Manuels Familie mal mehr und mal weniger frierend vor dem Ofen verbracht. Gegen 10 Uhr sind wir dann ins Bett geschluepft und haben versucht uns zumindest warme Gedanken zu machen, wenn die Umgebung schon so bitterlich kalt ist.

Am naechsten Tag sind wir dann schon gegen 6 Uhr aufgestanden, da wir gehofft hatten eine klare Sicht auf die Vulkane, insbesondere auf den Cotopaxi, zu haben. Angeblich soll die Sicht die Tage zuvor bombastisch gewesen sein. Dem war aber leider nicht so (waere ja auch zu schoen gewesen um wahr zu sein), da sich die fetten Wolken bis zu unserer Abfahrt nicht mehr verzogen haben. Wir wollten dann eigentlich nach dem Fruehstueck mit dem Bus zurueck nach Latacunga fahren (laut Aussage von Manuel und seiner Frau sollte um 7, um 8 und um 9 Uhr jeweils Einer fahren – kam mir schon etwas Spanisch vor (*haha*), da mir das doch etwas viel fuer diesen kleinen Ort erschien und mein Reisefuehrer auch weniger angegeben hatte. Wir haben jedoch angenommen, dass die Einheimischen besser Bescheid wissen. Dem war allerdings nicht so, so dass wir schliesslich an zwei weiteren Stellen nachgehakt haben und so ziemlich jede Uhrzeit fuer einen abfahrenden Bus nach Latacunga genannt bekommen haben. Daraufhin (und weil es furchtbar kalt war) haben wir uns dann den Luxus geleistet uns von einem Dorfbewohner nach Zumbahua fahren zu lassen, von wo aus wir auch gleich einen Bus nach Latacunga erwischt haben. Haben uns dann noch etwas im Ort umgeschaut, uns allerdings nach nicht mal zwei Stunden wieder auf den Weg zum Busterminal gemacht, da es in Latacunga nicht wirklich viel zu sehen gab. Vom Busterminal aus sind wir dann nach Tambillo gefahren, wo wir in einen Bus nach Sangolquí umgesteigen mussten.
Die Rueckfahrt war echt hart, zumal wir beide hundemuede waren, da wir die Nacht schlecht geschlafen und viel gefroren hatten. Ohne Anna-Lena haette ich die Rueckfahrt auch finanziell nicht mehr ueber die Buehne gebracht, da ich den gekauften Schal nicht mit einkalkuliert hatte. Haette mir diesen also entweder nicht leisten koennen oder ich haette frierend auf den Bus in Quilotoa warten muessen – der waere naemlich viel billiger als die Privatkutsche gewesen. Anna-Lena hatte allerdings etwas weiter mitgedacht als ich (ein Glueck, dass sie im Gegensatz zu mir so umsichtig war), so dass ich doch noch heil zu Hause angekommen bin, wo ich mich gleich unter die heisse Dusche verzogen habe. Anschliessend habe ich auf meine Familie gewartet und mit ihr noch etwas Kevins Geburtstag gefeiert. Nach meinem Abendessen, dass hauptsaechlich aus Kuchen bestand (*juhu*), hat es mich dann sehr zeitig und hundemuede ins Bett verschlagen.

Und damit war es das mit meinem Bericht vom vergangenen Wochenende. Ich wuensche euch noch eine schoene restliche Woche.

Liebe Gruesse und bis bald,
Kathrin






Donnerstag, 7. Februar 2008

Verdientes Ausspannen und Karneval

Letzes Wochenende habe ich praktisch kaum was gemacht und wie ich finde verdientermassen etwas ausgepannt. Montag und Dienstag war hier dank Karneval Feiertag, so dass ich nicht arbeiten musste und ganze vier Tage zum Faulenzen hatte. Die Geschaefte hatten ulkigerweise trotzdem auf, aber das sollte mir nur recht sein. Ansonsten haette ich mich nicht mit Anna-Lena auf einen Kaffee treffen koennen. :-)

Am Samstag hatten Albita und ich einen relativ erlebnisreichen Tag. Wir haben vormittags zunaechst etwas die Wohnung in Schuss gebracht und sind dann nach Sangolquí rein, da Albita zum Friseur wollte. Wir sind dort auch trotz Karnevalsumzug unbeschadet angekommen, was gar nicht so selbstverstaendlich ist. Waehrend ich auf Albita gewartet habe, habe ich mir etwas die Zeit vertrieben und den Karnevalsumzug angeschaut. Ich bin normalerweise nicht so ein Fan von dem ganzen Treiben und kann auch gut ohne Karneval leben, aber es war mal ganz interessant das hier erleben zu koennen. Zunaechst einmal gibt es auch hier Umzuege, allerdings laufen die etwas anders ab. Hier werden beispielsweise keine Suessigkeiten verteilt und es wird auch nicht Helau oder etwas aehnliches gerufen, sondern hier gibt es lediglich einen Umzug von verschiedenen Vereinen oder was auch immer. Die tragen typisch ecuadorianische Kleidung und tanzen zu der Musik.

Etwas was hier definitiv anders und sofern es einen selbst nicht betrifft auch sehr lustig ist, dass man sich hier mit allen moeglichen Gegenstaenden einsaut. So gibt es beispielsweise Dosen mit farbigem Schaum, die an allen moeglichen Ecken gekauft werden koennen. Die gaengigsten Farben sind Rot, Gelb, Gruen und Blau. Es entsteht dann nahezu ein regelrechter Kampf zwischen den Teilnehmern des Karnevalumzuges und den Umherstehenden, die sich gegenseitig mit diesem farbigen Schaum bespritzen. Eine andere Moeglichkeit sind Wasserbomben (bei den Kindern hier sehr beliebt!) oder auch ganze Wasserkanister, mit denen alle moeglichen Leute nassgemacht werden. Vor den Wasserbomben muss man sich dabei besonders hueten. Die koennen sowohl aus dem Auto als auch ins Auto gefeuert werden und einen eiskalt erwischen. Ich habe mir ausserdem sagen lassen, dass neben diesen harmlosen Varianten aber auch vor Mehl und Eiern nicht zurueckgeschreckt wird (habe ich selbst Gott sei Dank nicht erlebt). Karneval ist hier also zusammengefasst eine weitaus dreckigere Angelegenheit als bei uns. :-)

Nach dem kurzen Karnevalsausflug ging es dann wieder Richtung Wohnung wo wir uns fertig gemacht und gegen elf mit Francisco, einem Freund von Albita, treffen wollten. Der kam allerdings zu spaet (jetzt soll noch einmal einer sagen, es sind immer die Frauen, die zu lange brauchen), so dass wir erst ca. eine Stunde spaeter mit dem Taxi Richtung Quito aufgebrochen sind. Dadurch haben wir auch leider die Kirchmesse verpasst, die wir eigentlich in Quito besuchen wollten. Wir haben nur noch den Abschlussgesang mitgekriegt. Danach ging es dann in die Wohnung einer Freundin Albitas, wo es ein Treffen mit Freunden und teilweise auch Verwandten gab. Die Runde war ausgesprochen lustig und auch wenn ich nicht alles verstanden habe, so habe ich doch viel gelacht und einen schoenen Nachmittag verbracht.

Gegen 17 Uhr ging es dann mit dem Taxi wieder Richtung Heimat, wo Albita dann ihre Sachen gepackt und zu ihrer Familie gefahren ist. Folglich habe ich das restliche Wochenende und die Feiertage alleine verbracht und mal so richtig die Seele baumeln lassen. Habe viel gelesen, fern gesehen, geschlafen, Musik gehoert und mich einfach meines (wanzenfreien) Lebens erfreut.

Ich hoffe euch geht es ebenso gut wie mir gerade und ihr konntet am Wochenende etwas entspannen und abschalten. Freue mich weiterhin auf Nachrichten aus der Heimat (dezenter Wink).

Bis zum naechsten Eintrag alles Liebe,

eure Kathrin




Pichincha

Vor einer knappen Woche habe ich zusammen mit Anna-Lena und Doris einen Kurzausflug zum Vulkan Pichincha gemacht. Wir hatten eigentlich vorgehabt uns um 9 Uhr in Quito zu treffen, aber ich kam erst mal eine halbe Stunde zu spaet, da ich den absoluten Bummelbus von Fajardo erwischt hatte. Nachdem ich endlich da war, hatten wir einige Probleme den im Reisefuehrer beschriebenen Shuttlebus anzutreffen, so dass wir uns nach einiger Wartezeit einfach in den Bus nach Gasca gesetzt haben. Von dort aus sind wir dann zu einem weiteren Shuttlebus gelaufen von dem wir wussten, dass es ihn gibt und sind mit diesem schliesslich zum TelefériQo (Nicht mein Fehler. Die Bahn schreibt sich so.) gefahren. In meinem Reisefuehrer stand drin, dass man sich am Wochenende (es war ein Samstag) auf lange Wartezeiten gefasst machen koennte, aber da das Wetter nicht besonders berauschend war, waren wir so ziemlich die Einzigen und mussten nicht anstehen. Folglich konnten wir auch getrost das normale Ticket nehmen und so die 3 $ fuer den Expressaufschlag sparen.

Oben angekommen sind wir dann zunaechst bei dichtem Nebel etwas rumgelaufen und haben uns die sichtbare und nicht vom Nebel verschluckte Landschaft (genauergesagt die nicht von der Wolke verschluckte Landschaft) angeschaut (was nicht sehr viel war). Ich wollte eigentlich bis zum Rucu Pichincha laufen, aber die beiden Maedels waren von der Idee nicht so begeistert, so dass wir nur eine leichte Wanderung hinter uns gebracht haben, die aber aufgrund der Hoehe (ueber 4000m) doch nicht unanstrengend war (die liebe Kondition laesst mal wieder gruessen). Im Nachhinein war es von daher gar nicht so schlimm gewesen nicht bis zum Rucu Pichincha raufzuklettern zumal man von dort oben aufgrund der tollen Wetterlage eh nichts gesehen haette.

Wir sind dann nach schaetzungsweise zwei Stunden wieder Richtung TelefériQo zurueck und haben uns dort in eine kleine Gaststaette gesetzt um uns mit einer heissen Schokolade etwas aufzuwaermen. Anna-Lena und ich haben dann noch Humitas gegessen – das ist eine Art kuchenaehnliches Objekt, das so wie ich glaube aus Maismehl gemacht wird und wirklich lecker schmeckt. Wir haben ganz gemuetlich an dem Tisch gehockt und waeren auch sicherlich noch eine Weile laenger geblieben, wenn das kleine Kind der Familie am Nachbartisch sich nicht ploetzlich aus heiterem Himmel sein ganzes Essen noch mal haette durch den Kopf gehen lassen. Wir haben daraufhin die Flucht ergriffen und an der Theke bezahlt ehe uns auch noch schlecht wurde. Von dort aus ging es dann Richtung Bahn zurueck, wo wir auch mit einem atemberaubenden Blick auf Quito belohnt wurden. Die Wolken hatten sich naemlich etwas gelichtet und waren teilweise aufgerissen, so dass man von dort oben einen schoenen Blick auf Quito hatte. Und was soll ich sagen: Die Stadt ist riesig! Sie arbeitet sich wie eine fressende Wunde immer weiter in die Landschaft rein und man kann das Ende der Stadt auch gar nicht mehr ausmachen. Doris war vor 13 Jahren schon mal in Quito gewesen und erzaehlte dann auch, dass der Flughafen damals noch ausserhalb der Stadt gewesen waere (heute liegt er mittendrin).

Nach einer kurzen Fahrt mit tollen Blick ging es dann fuer uns alle wieder Richtung Heimat, was fuer mich zunaechst Busbahnhof und anschliessend eine Stunde Busfahrt in einem stinkenden Bus bedeutete. Der Ausflug war es allerdings wert gewesen.

Fuehlt euch gedrueckt,

eure Kathrin




Zwischenstand

Nach etwas mehr als zwei Wochen an der Schule ist es wohl an der Zeit mal eine kurze Zusammenfassung meiner Eindruecke abzuliefern.

Die Schueler und die Lehrer sind wirklich superlieb. Wenn ich morgens auf dem Weg zur Schule von den Schuelern erspaeht werde, dann kommen die Kleinen meist gleich auf einen zugestuermt und laufen dann Hand in Hand und munter vor sich hinbrabbelnd mit mir zur Schule. In der Schule erfolgt dann der naechste Schwung an Schuelern, die angestuermt kommen um einen zu umarmen. Nach knapp drei Wochen hat die anfaengliche Begeisterung der Kleinen zwar etwas nachgelassen, aber es gibt immer noch Einige, die sich sehr freuen, wenn sie einen sehen.

Mittlerweile hat sich auch das Chaos der ersten Tage etwas gelegt. Die ersten Englischstunden waren mehr als chaotisch, da ich nicht wusste, was die Schueler schon koennen, mir saemtliche Unterrichtsmaterialien gefehlt hatten und ich keinen Schimmer hatte, wie die Unterrichtszeiten sind. Inzwischen durchschaue ich das Ganze schon etwas besser und habe auch einen festen Stundenplan und weiss genau an welchen Tagen ich welche Klassen unterrichte und kann die Stunden auch im Vorfeld planen, da ich die entsprechenden Materialien hier habe. Allerdings sind mir die Stundenzeiten nach wie vor etwas raetselhaft und ich habe das Gefuehl, dass die Faecher hier teilweise so unterrichtet werden, wie eben Zeit ist. Daher kann es schon mal vorkommen, dass ich zwar weiss, welche Klassen ich an dem Tag in Englisch unterrichte, aber eben nicht genau wann – das sehe ich dann meistens immer erst vor Ort.

Die Pausenzeit ist hier uebrigens sehr lang. Laut Plan geht sie eigentlich nur eine halbe Stunde, aber nach meiner Uhr geht sie meistens mehr als eine Stunde, da die vierte Unterrichtsstunde in der Regel komplett zur Pause umfunktioniert wird. Auch halten sich nicht alle Lehrer an die Pausenzeiten. Manche geben noch Unterricht, waehrend andere schon laengst in der Pause sind. Ich hoffe mal, dass sich diese Verwirrung in den naechsten paar Tagen und Wochen noch legt. Vielleicht bin ich auch einfach furchtbar schwer von Begriff. :-)

Die Stunden laufen uebrigens generell viel chaotischer ab als bei uns. Hier kommt es unter Umstaenden schon mal vor, dass man zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet (Hilfe! Fuer sowas wurde ich nicht ausgebildet). Die Klassen sind hier zwar kleiner als bei uns, aber die Doppelbelastung ist enorm. Waehrend man den einen noch erklaert was sie machen sollen, quaeken die anderen schon wieder rum. Und hoeren tun die Schueler ja gleich mal gar nicht. Die Kleinen bleiben hier nicht etwa ruhig sitzen, sondern stehen auf, kommen mit ihren Heftern um zu zeigen, was sie schon gemacht oder nicht gemacht haben, gehen zu ihren Klassenkameraden, wo sie im besten Fall nur quatschen oder sich im schlimmsten Fall anfangen zu pruegeln! Tja, die Verhaeltnisse sind hier echt ein bisschen anders als in deutschen Klassenzimmern, aber es macht dennoch Spass – wenn mich die Schueler allerdings auch teilweise auf eine arge Geduldsprobe stellen und mir schon das ein oder andere mal der Kragen geplatzt ist. Allerdings habe ich mit Englisch noch Glueck. Hier werden die Klassen naemlich in der Regel getrennt, so dass ich mich nur mit einer Klasse rumaergern muss und ausserdem sitzt auch meist eine der Lehrerinnnen als Aufsichtsperson mit bei mir im Zimmer um die Disziplin zu erhalten. Auf mich hoeren sie naemlich meist nicht wirklich gut oder lange, bei den Lehrerinnen verhaelt sich die Sache aber schon anders.

Waehrend einer Klassenarbeit lief es uebrigens aehnlich chaotisch ab. Das war aber auch Schuld der Lehrerin, da sie mich mit der Aufsicht die meiste Zeit allein gelassen hatte, obwohl sie wusste, dass die Schueler nicht wirklich gut auf mich hoeren. Zwischen den Schuelern herrschte ein reger Austausch an Informationen was die richtige Loesung anbelangt, so dass ich mich dazu gezwungen sah fast die gesamte Klasse auseinander zu setzen (scheint besonders bei den Maedchen eine wirksame Kardinalsstrafe zu sein). Dadurch hatte zumindest das Abschreiben ein Ende und das Geschnatter ging dadurch ebenfalls etwas zurueck.

Was kann man sonst noch zu den Schuelern erzaehlen? Sie tragen in der Regel einen Pullover als Schuluniform oder ihre Sportkleidung, wenn sie Sportunterricht haben (habe ich allerdings noch nicht ein einziges Mal in der Zwischenzeit gesehen). Vor Beginn des Unterrichts muessen sich die Schueler alle entsprechend ihrer Klassenstufe und getrennt nach Jungs und Maedels versammeln. Dann werden entweder wichtige Informationen durch die Lehrerinnen verkuendet oder die Schueler muessen einige Minuten Fruehsport ueber sich ergehen lassen. Nach der Pause bietet sich ein aehnliches Bild. Wenn es nicht gerade regnet, muessen sich die Schueler meist wieder versammeln und dann entweder Sport machen, sich einen Vortrag der Lehrerinnen anhoeren oder die ecuadorianische Hymne singen.

Um die Mittagszeit herum gibt es dann das Mittagessen fuer die Schuler bevor diese nach Hause koennen. Da nicht genuegend Geschirr fuer alle vorhanden ist, werden die Schueler, besonders die Kleinen, meist zur grossen Eile beim Essen angetrieben. Die Schulkantine sieht danach uebrigens immer wie ein kleines Schlachtfeld aus, da Sauberkeit hier nicht so eine grosse Rolle spielt. Das spiegelt sich meist auch in den Heftern der Kleinen wieder. Die Schueler besitzen zwar in der Regel fuer jedes Fach ein Heft, aber das wird normalerweise mehr schlecht als recht gepflegt. Da werden gerne mal Seiten fuer Papierflieger rausgerissen, geschmiert bis zum geht nicht mehr und was weiss ich nicht noch alles gemacht.

Nach dem Mittagessen, also gegen halb eins, duerfen die Schueler dann nach Hause und obwohl sie den ganzen Nachmittag Zeit haben, werden Hausaufgaben eher selten gemacht. In vielen Faellen sind die Eltern wohl nicht hinterher und kontrollieren was der Nachwuchs gemacht oder nicht gemacht hat. In manchen Faellen fehlen den Kleinen sogar die elementarsten Sachen, wie Bleistifte oder Radiergummi, da es die Eltern nicht interessiert und sie die Sachen nicht kaufen. In der vierten Klasse hat es demletzt viele Nullen (vergleichbar mit einer 6) gehagelt, da fast saemtliche Schueler die Hausaufgabe in Englisch nicht gemacht hatten, obwohl diese wirklich einfach war und aus einem einzigen Satz bestand (Nicht meine Entscheidung, sondern die der Lehrerin). Ich hoffe dennoch, dass diese Massnahme etwas gezogen hat und die Schueler in Zukunft etwas sorgsamer hinsichtlich ihrer Mitarbeit und Hausaufgaben sind. Generell ist das Niveau in Englisch naemlich selbst in den groesseren Klassen nicht sehr hoch und es werden die einfachsten Sachen eingeuebt – unsere Fuenftklaessler koennen nach einem Jahr wesentlich mehr, als die Siebtklaessler hier (auch wenn das oftmals nicht den Eindruck erweckt, wenn man sich unsere Schueler so anschaut). :-D

Mittlerweile kann ich auch etwas ueber ausserschulische Aktivitaeten berichten. Den einen Nachmittag bin ich mit den Lehrerinnen zusammen zu einem kleinen Jungen gegangen, der momentan nicht zur Schule gehen kann, da beide Beine eingegipst sind. Was die Ursache dafuer war, habe ich leider nicht richtig verstanden. Der kleine Junge muss aber scheinbar noch die naechsten drei Monate so zubringen und wurde operiert. Der kleine Knirps war das Elend in Person. Ich habe noch nie in meinem Leben ein so schwaches und so extrem abgemagertes Kind gesehen. Die Beine bestanden wirklich nur noch aus Haut und Knochen und der Anblick hat mir die Traenen in die Augen getrieben. Die Lehrerinnen und die Schwester des Kleinen waren allerdings sehr gelassen und ruhig und von daher gehe ich mal davon aus, dass es nicht so schlimm um den Kleinen steht wie es den Anschein erweckt hat.

An einem anderen Nachmittag war ich mit den Lehrerinnnen in Sangolquí um Sportkleidung zu kaufen, da am naechsten Tag irgendein sportliches Event stattfinden sollte. Das kam mir ganz entgegen, da ich ueberhaupt nicht daran gedacht hatte so etwas wie Sportsachen einzupacken (wieder ein Beweis mehr fuer meinen sportlichen Ehrgeiz). Wir sind dann nach der Schule mit dem Bus in die Stadt rein und etwas durch die Gassen gebummelt. Dort gab es wahnsinnig viele Staende mit allen moeglichen Sachen, von Obst und Gemuese ueber Klamotten und Gebrauchsgegenstaende. Wir sind dann in mehrere Laeden und haben nach einer guenstigen Sportkombi bestehend aus Hose und Jacke gesucht und sind letzten Endes auch in einem kleinen Laden fuendig geworden. Die Wahl stand zwischen einer Sportbekleidung in schweinchenrosa oder tuerkis – nach langem Hin und Her haben sich die Lehrereinnen dann Gott sei Dank auf das tuerkise Set geeinigt und wir sind umgerechnet ca. 11 Euro leichter wieder nach Hause gezogen.

Am naechsten Tag fand dann besagtes sportliches Grossereignis statt. Bin morgens in meinen neuen Sportsachen an die Schule gelaufen, von wo wir dann nach ca. einer Stunde ins Sportstadium gefahren sind. Dort war schon wahnsinnig viel los und es waren sehr viele Schueler verschiedenster Schulen anwesend. Nach weiterer Wartezeit ging es dann los und es gab eine Parade der verschiedenen Schulen, die mit ihren Schulbannern und einigen Vertretern der Schuelerschaft in das Stadium eingezogen sind und sich einigen hohen Tieren praesentiert haben. Ich war mit von der Partie und bin brav hinterhermarschiert und kam mir reichlich unbehaglich dabei vor so im Mittelpunkt zu stehen. Nach der Parade war auch schon wieder alles vorbei. Hatte ja gedacht, dass die Schulen gegeneinander in den verschiedenen Sportarten antreten, denn das hatte ich im Vorfeld so verstanden, aber dem war nicht so. Also ging es mit der ganzen Schuelerschaft wieder Richtung Bus und zurueck nach Fajardo. Gluecklicherweise war eine Mutti mitgekommen, denn alleine (die anderen Lehrerinnen hatten irgendeine Versammlung) haette ich die Schueler glaube nicht unter Kontrolle halten koennen – die sind echt wie ein Sack Floehe!

Der letzte Ausflug den ich mit der Schule zusammen hatte, war letzte Woche Donnerstag. Nachdem ich mal wieder eine nervenaufreibende Englischstunde mit der 3. und 4. Klasse (gleichzeitig) hinter mir hatte, ging es mit dem Bus und der gesamten Schuelerschaft an eine andere Schule in der Naehe von Sangolquí. Dort hatten die verschiedenen Klassenstufen unterschiedliche Projekte vorbereitet, wie zum Beispiel ein kurzes Theaterstueck vom gestiefelten Kater (die Baeume gespielt von Schuelern waren total suess) oder Praesentationen der verschiedenen Wirtschaftssektoren oder der Vorzuege verschiedener Obstsorten. Die Schueler hatten sich wirklich viel Muehe gegeben und es waren auch viele andere Schulen vor Ort, die sich das anschauten.

Das waren bisher meine Eindruecke von der Schule. Ich habe vor zu verlaengern und bis Ende Februar hier zu bleiben, da mir der Unterricht trotz allen Anstrengungen Spass macht. Und selbst wenn ich verlaengere sind es nur noch knapp 3/1/2 Wochen und dann geht schon meine Reisezeit hier in Ecuador los.

Und damit wuensche ich euch alles Liebe und bis hoffentlich bald,

Kathrin





Abschied von dem Volontaershaus

Ich moechte an dieser Stelle noch ein paar Eigenheiten meiner letzten Unterkunft loswerden (abgesehen von den Wanzen), auch wenn ich mittlerweile nicht mehr dort wohne. Diese sollte man allerdings mal erwaehnt haben wie ich finde.

Und damit will ich mal loslegen: Das Bad war echt der Knaller. Das war so klein, dass man schon fast gleichzeitig duschen, auf der Toilette sitzen und sich die Zaehne putzen konnte. Ich weiss nicht wie sich 5 Mann dieses Minibad teilen sollen. Meine erste Bekanntschaft mit der Dusche war dann auch etwas der anderen Art. Anfangs war alles wie man das eben so gewohnt ist – es gab sogar warmes Wasser. Nachdem ich dann allerdings mit Duschen fertig war und den Wasserhahn zudrehen wollte, habe ich doch im Ernst einen Stromschlag bekommen!! Die Stromspannung liegt hier bei 110V und ich bezweifle auch stark, dass es die volle Ladung war, aber es hat doch gereicht, dass man leicht gezittert hat und ein unangenehmes Gefuehl zurueckblieb. Mit einem Schlag (man beachte an dieser Stelle den Wortwitz :-D) war mir auch klar, warum ich bei meinem Einzug Gummihandschuhe in der Dusche vorgefunden hatte. Diese waren natuerlich in meinem Putzwahn erst mal in den Muell gewandert, da ich nicht wusste wie alt die waren und fuer was die alles genutzt worden waren. Konnte ja keiner ahnen, dass man die zum Duschen braucht. Da stand ich also und konnte das Wasser nicht abdrehen ohne einen Schlag zu bekommen. Habe dann kurzerhand mein Handtuch als isolierenden Gegenstand genommen und das auch fuer die restliche Zeit so beibehalten.

Das Waschbecken im Bad hatte auch so seine Eigenheiten. Das liess sich naemlich nur an einem zentralen Wasserhahn unter dem Waschbecken aufdrehen. Die Wasserhaehne am Waschbecken funktionierten nicht richtig, so dass das Wasser froehlich vor sich hintropfte. In der Kueche lag uebrigens das gleiche Problem vor, allerdings gab es hier keinen zentralen Hahn.

Gekocht wurde in dieser Zeit uebrigens mit Gas, wobei es nur drei Stufen gab. Heiss, heisser und ganz heiss. Dementsprechend schnell war das Essen dann eben auch immer fertig (oder knusprig). Und auch wenn das Kochen mit Gas durchaus seine Vorzuege hat, so ziehe ich eine normale Kochplatte dem Gasherd vor – schon alleine weil ich viel zu viel Bammel habe, dass ich vergesse den Gashahn abzustellen nachdem das Feuer aus ist (Das habe ich als verplantes Wesen durchaus drauf. Wer es schafft eine gewoehnliche Herdplatte nach dem Kochen nicht abzustellen, dem ist alles zuzutrauen). Folglich wuerde ich entweder friedlich vor mich hinschlummernd dem Tode entgegen gehen oder mir wuerde beim naechsten Anzuenden des Streichholzes alles um die Ohren fliegen (Ich habe eine ueberaus rege Phantasie! – haette bei Schulaufsaetzen eigentlich mehr gewuerdigt werden muessen).

Was gibt es noch zu der Wohnung zu sagen? Ach ja, es gab keine Waschmaschine, so dass ich, wie ich glaube, zum ersten Mal in meinem Leben mehrere Kleidungsstuecke mit der Hand gewaschen habe. Ich habe die starke Vermutung, dass ich mich dabei mehr als daemlich angestellt habe, da es bei der Nachbarin doch irgendwie anders und auch viel schaumiger als bei mir aussah. Aber die Waesche war danach trotzdem sauber (und darauf bin ich zurecht stolz!). Zum Waschen gab es draussen einen richtigen Waschtisch, an dem ich in den zwei Wochen bestimmt 3-4 Mal gestanden und gewaschen habe. Beweisfotos gibt es leider keine, da es keinen geeigneten Platz fuer Selbstausloeser oder sonstige Personen in der Naehe gegeben haette, die ein Foto haetten machen koennen.

Von den Schweinen, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft suhlten und dem absolut nervtoetendem Hahn habe ich ja glaube schon erzaehlt. Als Folge der Schweine gab es dann auch dementsprechend viele Fliegen in der Wohnung, die ohne Probleme durch die dicken Luecken, der nicht dichten Fenster in die Wohnung eindringen konnten.

Das gibt es meiner Meinung nach abschliessend zu der Wohnung zu sagen. Auch wenn sie recht einfach war und manche Sachen doch sehr gewoehnungsbeduerftig waren, so war die Zeit im Nachhinein betrachtet ganz nett (selbstverstaendlich mit Ausnahme der Wanzen!). Bin allerdings mehr als froh wieder in einem normalen Haus zu wohnen ohne Stromschlaege, Wanzen, Fliegen und mit Waschmaschine.

Liebe Gruesse aus Sangolquí,

Kathrin




Umzug

Das Wichtigste zuerst: Ich bin umgezogen!!! Mein Gespraech mit Martha war leider alles andere als angenehm. Sie war am Dienstagabend vor Ort um sich die Wohnung und die Wanzenproblematik mal anzuschauen. Da ich nicht so lange auf sie warten konnte, hatte ich ihr einen Zettel geschrieben, da ich wissen wollte, was ich mit den Matratzen machen sollte. Hatte in den Tagen zuvor das Zimmer komplett mit einem starken Insektenspray eingesprueht und desinfiziert wie es mir von der Aerztin aufgetragen worden war. Hatte auch die Lattenroste bzw. die einzelnen Latten eingesprueht und anschliessend in den Regen gestellt, damit die Viecher und ihre Eier absterben (wurde mir ebenfalls so aufgetragen).

Am Mittwochmorgen fand ich dann leider keine Antwort auf meine Frage vor, sondern mir wurde lediglich mitgeteilt, dass ich mich frueher an Martha haette wenden sollen (womit sie recht hat) und dass ich gehen koenne und mein Geld zurueckerhalten wuerde, wenn ich damit einverstanden waere. Das war’s. Mein daraufhin folgendes Telefonat mit Martha war auch nicht wirklich hilfreich. Mir wurden Vorwuerfe gemacht, dass die Lattenroste im Regen gestanden haetten und nass geworden waeren. Auch meine Bitte um einen Staubsauger wurde abgelehnt. Daraufhin habe ich den Entschluss gepackt das Angebot einer Lehrerin anzunehmen und fuer die restliche Zeit bei ihr einzuziehen. Habe Martha daraufhin mitgeteilt, dass ich ausziehe und zwar noch am gleichen Tag. Die Stimmung wurde daraufhin merklich kuehler und mir wurden auch keine Alternativvorschlaege unterbreitet oder sonstige Hilfe angeboten. Ich bin daraufhin in die Wohnung zurueck, habe meine Sachen gepackt und die Wohnung soweit in Ordnung gebracht und geputzt. Die Matratzen habe ich so wie sie waren wieder auf die Betten gelegt. Ich wage es zu bezweifeln, dass alle Wanzen oder Wanzeneier vernichtet wurden. Der naechste Freiwillige wird genau die gleichen Schwierigkeiten wie ich haben – da bin ich mir sicher, aber mir waren die Haende gebunden. Neue Matratzen wollte Martha nicht kaufen. Ich habe daraufhin ihre Decken und Bettlaken ordentlich mit auf das Bett gepackt und hoffe instaendig, dass sie sich so eine bloede Wanze oder ein Ei mit den Sachen ins eigene Haus schleppt. Ich wuensche den Leuten ja so schnell eigentlich nichts Boeses, aber auf Martha bin ich momentan alles andere als gut zu sprechen.

Nachdem ich mit Packen und Aufraeumen fertig war, habe ich noch eine Weile gewartet, weil ich gehofft hatte, Stephan anzutreffen. Der wohnt naemlich seit ein paar Tagen in dem Haus, aber wir sind uns in der Zeit nicht einmal ueber den Weg gelaufen. Wollte wissen wie es ihm geht und ob er auch Probleme mit den Haustieren hat. Wollte allerdings nicht ewig warten und habe mir dann nach einem Gespraech mit Albita einen kleinen Transporter gekrallt und bin mit diesem und meinem ganzen Gepaeck zu ihr gefahren. Sie wohnt mit ihren drei Soehnen (Kevin, Louis und Christian) in einer abgesperrten kleinen Wohnsiedlung in einem wirklich schoenen Haus. Ich wurde superlieb empfangen und aufgenommen. An dem Tag habe ich allerdings nicht mehr wirklich viel vom Familienleben mitbekommen. Ich bin mehr oder weniger sofort ins Bett, da es mir nicht gut ging und ich ausserdem hundemuede war. Hatte in der Nacht zuvor eine innige Freundschaft mit der Toilette geschlossen, die auch waehrend des Tages wenig an ihrer Intensitaet einbuesste. Ich weiss nicht, ob es nun an den vielen Wanzenbissen, den Medikamenten, der Anstrengung oder der Aufregung lag, aber mir ging es so schlecht, dass ich nicht arbeiten konnte – und das will was heissen.

Die erste Nacht in Albitas Haus habe ich allerdings wunderbar geschlafen und vor allem wanzenfrei. Hatte die ganze Zeit Bammel, dass ich ihr vielleicht eines der Viecher oder der Eier unfreiwillig ins Haus geschleppt habe, aber dem ist bisher nicht so und daher nehme ich mal an, dass ich noch Glueck im Unglueck hatte.

Und damit schliesse ich das Wanzenkapitel hoffentlich fuer immer ab und kann mich endlich wieder interessanteren Themen widmen, muss mich nicht selbst so viel bemitleiden und euch damit langweilen. Und damit will ich nun auch endlich mal etliche Erlebnisse und Eindruecke nachreichen, die ich in der Zwischenzeit machen durfte. Macht euch also auf eine laengere Lektuere gefasst, wenn ihr in chronologischer Reihenfolge weiterlest und nicht einfach oben angefangen habt (dann habt ihr schon alles hinter euch). ;-)

Und damit schicke ich euch ueberaus glueckliche Gruesse nach Deutschland. Fuehlt euch umarmt,

eure Kathrin