Sonntag, 13. Januar 2008

Ein bunter Strauss voller Beobachtungen

Der letzte Eintrag ist nun wirklich schon wieder eine Weile her, aber heute komme ich mal dazu. Die letzten paar Tage ist allerdings auch nicht so viel passiert, dass es sich gelohnt haette was zu schreiben.

Das Wichtigste daher vielleicht gleich zuerst: Ich bin wieder gesund! Die bloede Grippe hat sich samt Fieber wieder verzogen, so dass ich hoechstens noch etwas Schnupfen und Husten habe. Bin ich sehr froh drum, da ich keine grosse Lust gehabt haette hier zum Arzt zu gehen. :-)

Die Erkaeltung hat allerdings auch ihre guten Seiten gehabt - ich bin in den Genuss des Busfahrens gekommen. Montag hatte ich ja wieder Schule und zu dem Zeitpunkt auch noch mit der Grippe zu kaempfen. Auf jeden Fall fuehlte ich mich nicht im Stande den Weg bis zu meiner Wohnung hochzulaufen (ca. 25 min.), sondern ich habe mich dazu entschlossen den Bus zu nehmen. Das war ein Erlebnis kann ich euch sagen. Busfahren kostet hier praktisch nichts - man zahlt hier umgerechnet ca. 17 Cent fuer eine Fahrt. Wenn man jetzt mit dem Bus fahren will, dann steht man also an einer Haltestelle (oder auch nicht) und haelt den Busfahrer an (Rausstrecken des Armes genuegt). Wenn der Busfahrer dann angehalten hat, dann steigt man ein und setzt sich normalerweise einfach hin. Ich, als Nutzerin der oeffentlichen Verkehrsmittel in Dresden, bin natuerlich im Eingang stehen geblieben und wollte gleich bezahlen - damit hab ich mich einmal mehr als nicht-Ecuadorianerin geoutet (auch wenn ich dazu eigentlich gar nichts machen muss, weil ich sowieso eine zu helle Haut habe). Wie auch immer, habe also brav gezahlt und mich dann hingesetzt. Die Busfahrt anschliessend war sehr amuesant. Zu allererst muss ich hier festhalten, dass die Busfahrer wie die Saeue fahren und ohne Ruecksicht auf Verluste losbrausen. Was hier allerdings ganz interessant und anders als in Deutschland ist, ist die Tatsache, dass es hier zwei Leute in Bus gibt. Der Busfahrer (faehrt den Bus) und in der Regel ein Mann, der in der staendig offenen Tuer steht, und fuer alle Passanten auf der Strasse ausruft, wohin der Bus faehrt (zumindest glaube ich, dass er das macht). Dieser zweite Mann kassiert auch das Geld fuer die Busfahrt nachdem sich die Leute hingesetzt haben. Wenn man dann aussteigen will, dann geht man einfach vorne an die Tuer und der Bus haelt an (ob nun an der Haltestelle oder irgendwo anders). Anhalten ist hier vielleicht das falsche Wort, da das die Illusion vermittelt, dass der Bus vollstaendig zum Stehen kommt. Dies ist aber nicht der Fall (zumindest wenn nur eine Person aussteigen will und diese in einer physisch guten Verfassung ist). Der Bus faehrt einfach ran, bremst ruckartig ab, rollt weiter und der Passagier springt im passenden Moment ab. :-)

Abgesehen von dieser Busfahrt verlief meine restliche Woche relativ ruhig. Bin jeden Tag brav aufgestanden und zur Schule gegangen um mein Spanisch etwas auf Vordermann zu bringen (vergebliche Liebesmueh). Bin nachmittags wieder nach Hause, habe was gegessen und dann den restlichen Tag meist lesend zugebracht - zumindest bis vor ein paar Tagen. Mein Lesestoff ist praktisch aufgebraucht. :-( Allerdings habe ich in den letzten paar Tagen ein paar Beobachtungen gemacht, die ich euch nicht vorenthalten moechte (in ungeordneter Reihenfolge).
Eine der Beobachtungen ist es, dass es hier noch Schuhputzer gibt - ich kenne sowas hoechstens noch aus alten Filmen. Aber hier gibt es sie tatsaechlich noch. Sie haben einen kleinen Stuhl mit Sonnenschirm am Strassenrand fuer den Kunden und dann kann man sich fuer ca. 20 Cent die Schuhe putzen lassen. Finde das wirklich toll, da ich es hasse meine Schuhe zu putzen (zumal das Laminat fuer einige Tage eine einzige Rutschpartie ist aufgrund des Wachssprays). ;-)
Dann habe ich auf dem Weg zu meiner Schule Bauarbeiten sehen duerfen. Das ist hier wirklich noch ein absoluter Knochenjob. Die armen Bauarbeiter mussten die Strasse tatsaechlich noch mit Spitzhacke und sowas aehnlichen wie einer Axt aufreissen. Nichts also mit Baumaschinen und Ohrenschutz, sondern harte koerperliche Arbeit.
Eine weitere Beobachtung: Es gibt hier Unmengen, und ich meine damit Unmengen, von streunenden Hunden. Mir haben sie eigentlich schon am ersten Tag nicht mehr richtig leid getan, da sie einem furchtbar auf den Keks gehen. Sie bellen die ganze Nacht rum, verrichten an allen moeglichen und unmoeglichen Orten ihr Geschaeft und man muss die ganze Zeit Angst haben, von ihnen angefallen zu werden.
Die Polizeisirenen klingen hier uebrigens total lustig. Demletzt ging eine auf dem Weg zur Schule los und sie wurde von keinem Autofahrer wirklich beachtet - wuerde ich auch nicht machen, wenn die vor sich hinquietscht. Die Sirene klingt so, als ob sie wolle, aber nicht koenne. So als muesste sie erst noch erwachsen werden. ;-)
Und meine letzte Beobachtung fuer heute: Ich bin nicht mehr die Kleinste!!! Viele Ecuadorianer sind kleiner als ich (Und ich rede hier jetzt nicht nur von kleingeratenen Fuenftklaesslern, sondern auch von erwachsenen Menschen!). Es ist wie das Land der Hobbits und ich bin einer von ihnen - wenn auch einer der Groesseren. :-D

Das war es mit meinen Beobachtungen diese Woche. Ansonsten hab ich nicht wirklich viel gemacht. Lusmil, meine Spanischlehrerin, hat mir an zwei Tagen noch etwas von Quito gezeigt. Am Donnerstag waren wir im modernen Teil der Stadt und haben uns unter anderem die Uni und einen grossen Markt angeschaut (Lebensmuede wie ich bin, habe ich dort frischen Kokosnusssaft getrunken und erst danach gedacht, dass es angesichts Hep A vielleicht nicht so eine tolle Idee war. Aber hey, ich habe einen unbesiegbaren Magen und der Saft war wirklich lecker). Wir sind ausserdem an einem katholischen Radiosender vorbeigekommen (Fragt mich nicht was der spielt - hab keine Ahnung!).

Am Freitag waren wir dann in der Altstadt und haben uns unter anderem den Plaza Grande angeschaut - die Altstadt ist wirklich sehenswert und von vielen schoenen alten Haeusern gepraegt. Diese Woche werden wir vermutlich noch mal ins historische Zentrum fahren und uns ein paar andere Sehenswuerdigkeiten anschauen. Ach, da faellt mir gerade ein: Wir haben am Freitag einen kurzen Blick in eine Kirche geworfen und was ich dort gesehen habe, konnte ich kaum glauben. Die haben an der Krippe doch tatsaechlich blinkende Weihnachtsbeleuchtung gehabt - ich mag ja Lichterketten und so weiter, aber blinkend und dann noch an einer Krippe fand ich doch sehr befremdlich. Aber die gesamte Kirche war eigentlich recht kitschig bunt gehalten, von daher hat es wieder gepasst.

Tja, das war es auch schon fast. Gestern habe ich viel Zeit vor dem Fernseher verbracht und englische Serien/Filme (Yes!!!) mit spanischem Untertitel angeschaut. Meine Familie hat mich dann gegen Mittag abgeholt und wir sind erst was essen gegangen und anschliessend etwas Schaufensterbummeln. In Felipe, Alexandras 12-jaehrigem Sohn, habe ich seit gestern uebrigens einen Verehrer, der mir kaum noch von der Seite gewichen ist. ;-)

Das war es dann auch (schon) von mir fuer diese Woche. Vielen Dank fuer die E-Mails und Neuigkeiten aus der Heimat. Hoffe ihr schreibt weiterhin schoen fleissig und vergesst mich nicht so schnell.

Ganz liebe Gruesse,
eure Kathrin

Keine Kommentare: